Bergbau.- & Erlebnisbahnen Gräfenhainichen e.V.
Bergbau- und Grubenbahnmuseum Gräfenhainichen
Die Bagger heulten wie Wölfe, Tag und Nacht. Dazu das Quietschen der Grubenbahnen, Christa Krüger vergisst diesen Lärm nicht. "Ich habe die Braunkohle gehasst", sagt die 46-Jährige und man kann es nur zu gut verstehen: Wer nur zwei Kilometer weit weg vom Tagebau wohnte, wer 1986 gesagt bekam, dass auch das Heimatdorf Mescheide in zehn Jahren den Baggern weichen muss, der erklärt diese Industrie zum natürlichen Feind. Was nützen schon elf Pfennig Entschädigung pro Quadratmeter?
Christa Krüger arbeitete zu DDR-Zeiten als Dekorateurin - versuchte, wenigstens die Schaufenster ein bisschen schön sein zu lassen in dieser schwarzen Gegend. Heute ist die Landschaft, die der Braunkohletagebau hinterlassen hat, zerwühlt. Stille statt Heulen und Quietschen beherrscht die Szenerie - und Christa Krüger steht mit weißen Absatzschuhen auf alten Bahnschwellen im Bergbau- und Grubenbahnmuseum. Als Angestellte hat die adrette Frau eine neue Aufgabe gefunden, und sie ist sehr zufrieden damit. Es mag grotesk sein, aber es klingt glaubhaft, wie sie von "Schmuckstücken" erzählt und damit die hier ausgestellten Loks meint. Die haben einst Kohle ins Kraftwerk nach Vockerode gebracht vom nahen Tagebau Golpa-Nord, manchmal aber auch vom Tagebau Goitzsche bei Bitterfeld: "Die Kohle hier war schlecht wie Blumenerde", hat Krüger von den Bergleuten erfahren.
Heute warten die Loks auf rostigen Schienen am einstigen Stellwerk 31 nahe der Stadt Gräfenhainichen im ehemaligen Abraumgebiet zwischen Dessau und Bitterfeld auf Touristen: Elektro-, Diesel- und Dampfloks, Abraum-, Kohle- und Hilfswagen, Gleisbaumaschinen und Sonderfahrzeuge. Ein Teil der Fahrzeuge ist bereits restauriert und funktionstüchtig. Ein Führerstand eines Kohleförderbandes, historische Fahrzeuge anderer Industriebbahnen und zwei original erhaltene transportable Gleisbildstellwerke bereichern die Schau.
Sie ist die deutschlandweit größte Ausstellung von Industriebahnen, Christa Krüger und die anderen Mitglieder des 1996 gegründeten Vereins Ferropolis Bergbau- und Erlebnisbahn e.V. können stolz darauf sein. Nicht zuletzt bieten sie zahlreiche Gelegenheiten, einige Schienenfahrzeuge in Aktion zu erleben: Ein russischer Salonwagen steht für Sonderfahrten bereit, Doppelstockschienenbusse der Baureihe 670 verkehren zwischen Halle/Leipzig und Ferropolis, ins Dessau-Wörlitzer Gartenreich oder nach Berlin. Die Gegend zwischen dem Kraftwerk Vockerode und dem Schlosspark Oranienbaum schließlich kann mit einer Draisine erkundet werden. Die Strecke ist 5,5 Kilometer lang und bietet einen Crash-Kurs Regionalgeschichte: Braunkohle wie Gartenkunst gehören zur Vergangenheit dieser Gegend - aus der nicht nur Christa Krüger für die Zukunft das Beste machen will.
Von Kristin Kaiser
Quelle:Freie Bergbau- und Erlebnisbahn e.V. Wolfgang Vorpahl - 1. Vorsitzender
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